Ostfriesische Rettungskräfte sehen Rot Intensivmedizinischer Notstand – Kliniken im Ausnahmezustand

| | 02.11.2023 10:27 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Betten voll oder zu wenig Personal? Alle ostfriesischen Krankenhäuser haben gleichzeitig ihre Intensivstationen gegenüber den Rettungsdiensten abgemeldet. Symbolfoto: Gollnow/dpa
Betten voll oder zu wenig Personal? Alle ostfriesischen Krankenhäuser haben gleichzeitig ihre Intensivstationen gegenüber den Rettungsdiensten abgemeldet. Symbolfoto: Gollnow/dpa
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Das ist sogar fürs medizinisch unterversorgte Ostfriesland extrem: Alle Kliniken haben am Mittwochabend und Donnerstagmorgen ihre Intensivstationen und Intermediate-Care-Stationen gleichzeitig abgemeldet.

Ostfriesland - Ostfriesische Rettungskräfte sahen am Mittwochabend (1. November) und am Donnerstagmorgen (2. November) Rot. Und zwar im Ivena-Portal des Landes Niedersachsen, in dem die Krankenhäuser melden müssen, ob sie von der Personal- und Bettenkapazität her in der Lage sind, neue Patienten aufzunehmen.

Donnerstag, 2. November, 8.31 Uhr: Alle Krankenhäuser im Zuständigkeitsbereich der Kooperativen Regionalleitstelle Ostfriesland haben ihre Intensivstationen mit Beatmung gleichzeitig für die "Notfallversorgung" abgemeldet – im Ivena-Portal des Landes Niedersachsen. Screenshot: OZ
Donnerstag, 2. November, 8.31 Uhr: Alle Krankenhäuser im Zuständigkeitsbereich der Kooperativen Regionalleitstelle Ostfriesland haben ihre Intensivstationen mit Beatmung gleichzeitig für die "Notfallversorgung" abgemeldet – im Ivena-Portal des Landes Niedersachsen. Screenshot: OZ

Sämtliche ostfriesischen Krankenhäuser waren zeitgleich nicht in der Lage, Patienten in einer Intensivstation oder einer Intermediate-Care-Station (Versorgungseinheit unterhalb einer Intensivstation) aufzunehmen – weder für die „Notfallversorgung“ noch für die „Stationäre Versorgung“. Das meldeten das Klinikum Leer, das Leeraner Borromäus-Hospital, die Kliniken Aurich und Emden und das Krankenhaus Wittmund via Ivena-Portal den Rettungsdiensten.

Außergewöhnliche Notsituation in der ostfriesischen Notfallversorgung

Unsere Redaktion hat in den vergangenen Monaten über weite Strecken hinweg fast täglich Stichproben im Ivena-Portal gemacht. Abmeldungen der Intensivstationen für die Notfallversorgung waren an der Tagesordnung. Dass aber sämtliche Intensivstationen und sämtliche Intermediate-Care-Stationen gleichzeitig abgemeldet sind, das ist selbst für das medizinisch chronisch unterversorgte Ostfriesland außergewöhnlich.

Donnerstag, 2. November, 8.38 Uhr: Die Emder Klinik hat ihre Intermediate-Care-Station für die "Notfallversorgung" abgemeldet – im Ivena-Portal des Landes Niedersachsen. Screenshot: OZ
Donnerstag, 2. November, 8.38 Uhr: Die Emder Klinik hat ihre Intermediate-Care-Station für die "Notfallversorgung" abgemeldet – im Ivena-Portal des Landes Niedersachsen. Screenshot: OZ

Was in solchen Situationen passiert, ergibt sich aus einer Antwort von Holger Glienke, dem Geschäftsführer des Klinikums Leer, vom 1. Juni dieses Jahres: „Bei Abmeldung aller geeigneten Kliniken beziehungsweise Fachbereiche im Versorgungsbereich des Rettungsdienstes erhalten dann alle möglichen Kliniken beziehungsweise Fachbereiche im Wechsel Notfallpatienten zugewiesen. Die jeweilige Klinik muss dann im Haus eine sogenannte Triagierung vornehmen, womit die Dringlichkeit und Reihenfolge der Patientenbehandlung festgelegt wird.“

Behandlung von Notfall- und Intensivpatienten kann sich verzögern

Das bedeutet: Um einen zugewiesenen Notfall- beziehungsweise Intensivpatienten versorgen zu können, muss ein anderer Notfall- oder Intensivpatient erst mal warten – abhängig davon, wie dramatisch die gesundheitliche Situation des jeweiligen Patienten ist.

Die Intensivstationen der ostfriesischen Krankenhäuser werden interdisziplinär genutzt. Das heißt, wenn die Internistische Intensivstationen für die Notfallversorgung neuer Patienten ausfallen, fallen auch die Chirurgischen Intensivstationen für die Notfallversorgung aus. Screenshot: OZ
Die Intensivstationen der ostfriesischen Krankenhäuser werden interdisziplinär genutzt. Das heißt, wenn die Internistische Intensivstationen für die Notfallversorgung neuer Patienten ausfallen, fallen auch die Chirurgischen Intensivstationen für die Notfallversorgung aus. Screenshot: OZ

In der Vergangenheit musste das Wittmunder Krankenhaus seine Intensivstation in der Regel abmelden, weil die acht Betten belegt waren. Die anderen ostfriesischen Kliniken kämpften hingegen meist mit Personalmangel.

Presseanfragen an Kliniken, Rettungsleitstellen und Rettungsdienste laufen

Was sind dieses Mal die Gründe für den intensivmedizinischen Totalausfall, was die Aufnahme neuer Notfallpatienten betrifft? Danach hat unsere Redaktion die Krankenhaus-Unternehmen bereits in der Nacht zum 2. November gefragt – und um Antwort bis am Donnerstag (2. November) um 16 Uhr gebeten.

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Intensivmedizinischer Notstand in Ostfriesland
02.11.2023

Weitere Presseanfragen gingen an die Rettungsdienste und die Rettungsleitstellen in Ostfriesland. Sie werden darin unter anderem gefragt, wie viele Notfälle an den beiden Tagen in weiter entfernte Krankenhäuser gefahren werden mussten – und welche Notlagen dadurch womöglich im ostfriesischen Rettungswesen entstanden sind, weil Personal und Fahrzeuge länger gebunden waren. Auch hier hat unsere Redaktion um eine Beantwortung bis Donnerstag um 16 Uhr gebeten.

Wir werden also in Kürze berichten – allerdings nicht mehr im Laufe des Donnerstags. Denn bislang (Stand: 17.47 Uhr) stehen mit Ausnahme des Wittmunder Krankenhauses noch die Antworten aller Kliniken aus sowie die Antworten des Emder Rettungsdienstes und der Emder Rettungsleitstelle. Die Antworten der Auricher Kreisverwaltung bezüglich des dortigen Rettungsdienstes und der Kreisverwaltung Wittmund, bezüglich der Kooperativen Rettungsleitstelle Ostfriesland (zuständig für die Landkreise Leer, Aurich und Wittmund) haben Nachfragen erforderlich gemacht, die noch nicht beantwortet sind.

Rot dominiert auch am Donnerstagabend die Intensivstationen-Übersicht im niedersächsischen Ivena-Portal für das Gebiet der Kooperativen Regionalleitstelle Ostfriesland. Screenshot: OZ
Rot dominiert auch am Donnerstagabend die Intensivstationen-Übersicht im niedersächsischen Ivena-Portal für das Gebiet der Kooperativen Regionalleitstelle Ostfriesland. Screenshot: OZ

Auch am Donnerstagabend zeichnet sich intensivmedizinisch eine schwierige Nacht in Ostfriesland ab. Gegen 18 Uhr hatten die Kliniken in Aurich und Emden sowie das Klinikum Leer und das Wittmunder Krankenhaus ihre Intensivstationen für die Notfallversorgung abgemeldet. Einzig das Borromäus-Hospital signalisierte den Rettungsdiensten Aufnahmebereitschaft.

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